30. November 2006

50 Jahre Kulturradio in Deutschland

Ende 1956 war es endlich soweit: Nach zwei kurzen Versuchsreihen 1954 und 1955 startete der Norddeutsche Rundfunk (NDR) am 1. Dezember 1956 sein neues Hörfunkprogramm, das dritte Programm. Der NDR ging auf Augenhöhe mit der legendären britischen BBC und vor allem dem noch legendäreren "Third Programme". Und in Deutschland waren die Radiomacher des NDR ganz vorne, Avantgarde: Noch kein anderer Sender hatte es gewagt, ein eigenständiges Kulturprogramm einzurichten. Ein Programm besonders für Wortsendungen und - so sprach man 1956 - für die "Anspruchsvollen". Andere befürchteten bereits 1956, dass die Gründung einer Kulturwelle zur Auslagerung "geistiger Inhalte" von den populären NDR-Wellen führen werde.
Das dritte Programm war ein ganz besonderes Radioangebot - und es erinnerte zunächst eher an ein Theater- als an ein Hörfunkprogramm. Die Sendungen begannen ganz bewusst erst um 20.15 Uhr. Die gebildeten Hörer sollten erst noch die "Tagesschau" sehen können und sich dann uneingeschränkt der Radiokultur widmen, den schönen Künsten, der Wissenschaft, den Hintergründen, der Politik, dem Hörspiel, aber auch dem Jazz, der Neuen Musik und der klassischen Musik."Wer hört uns?", fragte der damalige NDR-Intendant Walter Hilpert zur Eröffnung des Programms: "Hoffentlich nicht alle, hoffentlich nicht viele . . . Wir erwarten Zuhörer, zum Zuhören bereite Hörer. ... (weiter).