19. November 2006

Medial gestimmt - Neue Radioforschungen

Folgt man dem Berliner Medienwissenschaftler und Radiomacher Wolfgang Hagen, dann wurde der Hörfunk gleich zweimal »entdeckt« (S. XIX): einmal in Deutschland (bzw. Europa), ein anderes Mal in Amerika – und die Folgen waren sehr unterschiedlich. Das »Deutsche Radio begann als Kulturradio mit klassischem Kulturauftrag« (S. 71) und »mit der Angst vor der Masse« (S. 74). Es entstand aus einer »gleichermaßen gegenmodern-spiritistischen wie militärischen Perspektive« (S. XX).
Dem amerikanischen Radio hingegen sei derlei Kulturfixiertheit immer fern gewesen: Täuschung, Serialität und die Dualität der Stimmen bestimmten die Programmphilosophien seit den Anfängen. »Serials« prägten »die erste große Epoche der amerikanischen massenmedialen Radiokultur« (S. XXII). Es folgten die DeeJays ehe die Format-Radios die »zweite Radio-Epoche der USA« (S. XXIII) einleiteten: Von den »Top-40«-Formaten über Underground-Radios bis zu den moderneren AOR-Formaten und den sehr marketingaffinen »Konsum-Milieu-Cluster«-Formaten (S. 373). Serialität und Formatierung blieben freilich nicht auf die USA begrenzt. Spätestens durch den Export der »Top 40«-Formate wurden – so die hoch spannende, von Hagen leider aber noch nicht ausgeführte These – »alle in Europa gewachsenen Radio-Formen nahezu vollständig dominiert« (S. 319) ... (IASL-Online) weiter)