23. September 2007

Terrorismus und Medien - eine Tagung (Berlin)

Ob in New York (2001), Madrid (2004), London (2005) oder Scharm EI-Scheich (2005) oder allgegenwärtig im Irak und in Afghanistan: Durch Terrorismus wurden weltweit Menschen getötet, verletzt und bedroht. Doch terroristische Anschläge sind nicht nur für die Betroffenen folgenreich. Die Nachricht wird durch Fernsehen, Radio, Presse oder Internet sekunden-schnell und weltweit verbreitet — und kann überall ihre be­drohliche Wirkung entfalten. Mancher meint gar, dass Terror vor allem für die Massenmedien produziert wird. Die Berichte von Tod und Zerstörung sind zu einem stetig wiederkehren­den Teil der Medienprogramme und insbesondere der Nach­richtensendungen geworden. Kaum ein Tag vergeht ohne Terrormeldung — und immer wieder wird von besonders spek­takulären Attentaten in (viel gesehenen) Sondersendungen berichtet. Über die Reaktionen der Fernsehzuschauer, Hörer, Leser, über den Druck, der durch die Bilder und Berichte auf die Politik entsteht, weiß man zwar nur wenig. Doch der ame­rikanische Terrorismusforscher Bruce Hoffmann geht von einer „symbiotischen Beziehung zwischen Terrorismus und Medien“ aus. „Jeder von beiden“, so formulierte er 2006, „ernährt den anderen und beutet ihn gleichzeitig für seine eigenen Zwecke aus“. Und auch der Berliner Politikwissen­schaftler und Terrorismusexperte Herfriert Münkler registriert eine „Verkoppelung von Gewalt und medialer Präsentation“. ...

Volker Lilienthal hat in epd medien sehr ausführlich über die Tagung berichtet (leider nicht mehr online)

17. September 2007

Professoren-Radio - 60 Jahre "Aula" (SWR)

Der moderne Hörfunk hat die Verbindung zur modernen Wissensgesellschaft und ihren Universitä-ten seit langem verloren. Gelehrt, gelesen und gelernt wird an den Universitäten, derDer Sound der Elfenbein-türme, der O-Ton der Wissenschaften erreicht den normalen Radiohörer kaum mehr. Der Radiovortrag gilt als wenig radiogemäß und ist seit langem eigent-lich out - und doch gibt es ihn noch immer: Seit nunmehr 60 Jahren leistet sich der Südwestfunk (SWF) bzw. der Südwestrundfunk (SWR) die an-spruchsvolle "Vortragssendung" (ja, so nennt man sie tatsächlich noch immer) "Aula".
"Der Wahrheit verpflichtet. Die Rolle der Universitäten im öffentlichen Leben", war der erste Radiovortrag überschrieben, den der Freiburger Historiker Gerhard Ritter am 14. September 1947 in einem Hotel in Baden-Baden für das Mittelwellenprogramm des SWF hielt - noch waren Bücher knapp und die Teilhabe an einer Universitätsvorlesung war ein exklusives Ver-gnügen. Doch das Interesse an der "Aula" blieb - und auf den "letzten traditionellen Historiker des deut-schen Idealismus" sollten in mehr als 3.000 halbstün-digen Sendungen viele andere Geistesgrößen folgen. Und was für welche.
Der Geist des Katheders und der Klang der Hörsäle prägten die frühen Sendungen, die man nun auch auf der vom SWR herausgegebenen sechsstündigen Best-of-CD-Sammlung "Die Kunst der Aufklärung" nachhö-ren kann. 1955 erläutert Konrad Lorenz alltagsnah und aphoristisch das moral-analoge Verhalten geselli-ger Tiere: "Warum soll denn dem Fuchs das Erjagen und Töten eines Hasen moralisch anders angeschrie-ben werden als dem Oberförster, der dasselbe tut?. 1960 spricht - unnahbar fast - der legendäre Karl Jaspers ... (weiter)