Der moderne Hörfunk hat die Verbindung zur modernen Wissensgesellschaft und ihren Universitä-ten seit langem verloren. Gelehrt, gelesen und gelernt wird an den Universitäten, derDer Sound der Elfenbein-türme, der O-Ton der Wissenschaften erreicht den normalen Radiohörer kaum mehr. Der Radiovortrag gilt als wenig radiogemäß und ist seit langem eigent-lich out - und doch gibt es ihn noch immer: Seit nunmehr 60 Jahren leistet sich der Südwestfunk (SWF) bzw. der Südwestrundfunk (SWR) die an-spruchsvolle "Vortragssendung" (ja, so nennt man sie tatsächlich noch immer) "Aula".
"Der Wahrheit verpflichtet. Die Rolle der Universitäten im öffentlichen Leben", war der erste Radiovortrag überschrieben, den der Freiburger Historiker Gerhard Ritter am 14. September 1947 in einem Hotel in Baden-Baden für das Mittelwellenprogramm des SWF hielt - noch waren Bücher knapp und die Teilhabe an einer Universitätsvorlesung war ein exklusives Ver-gnügen. Doch das Interesse an der "Aula" blieb - und auf den "letzten traditionellen Historiker des deut-schen Idealismus" sollten in mehr als 3.000 halbstün-digen Sendungen viele andere Geistesgrößen folgen. Und was für welche.
Der Geist des Katheders und der Klang der Hörsäle prägten die frühen Sendungen, die man nun auch auf der vom SWR herausgegebenen sechsstündigen Best-of-CD-Sammlung "Die Kunst der Aufklärung" nachhö-ren kann. 1955 erläutert Konrad Lorenz alltagsnah und aphoristisch das moral-analoge Verhalten geselli-ger Tiere: "Warum soll denn dem Fuchs das Erjagen und Töten eines Hasen moralisch anders angeschrie-ben werden als dem Oberförster, der dasselbe tut?. 1960 spricht - unnahbar fast - der legendäre Karl Jaspers ... (weiter)
"Der Wahrheit verpflichtet. Die Rolle der Universitäten im öffentlichen Leben", war der erste Radiovortrag überschrieben, den der Freiburger Historiker Gerhard Ritter am 14. September 1947 in einem Hotel in Baden-Baden für das Mittelwellenprogramm des SWF hielt - noch waren Bücher knapp und die Teilhabe an einer Universitätsvorlesung war ein exklusives Ver-gnügen. Doch das Interesse an der "Aula" blieb - und auf den "letzten traditionellen Historiker des deut-schen Idealismus" sollten in mehr als 3.000 halbstün-digen Sendungen viele andere Geistesgrößen folgen. Und was für welche.
Der Geist des Katheders und der Klang der Hörsäle prägten die frühen Sendungen, die man nun auch auf der vom SWR herausgegebenen sechsstündigen Best-of-CD-Sammlung "Die Kunst der Aufklärung" nachhö-ren kann. 1955 erläutert Konrad Lorenz alltagsnah und aphoristisch das moral-analoge Verhalten geselli-ger Tiere: "Warum soll denn dem Fuchs das Erjagen und Töten eines Hasen moralisch anders angeschrie-ben werden als dem Oberförster, der dasselbe tut?. 1960 spricht - unnahbar fast - der legendäre Karl Jaspers ... (weiter)