10. Dezember 2009

Die Öffentlichkeit des Nichtöffentlichen oder: CCTV in den Massenmedien

Wer sich heute mit offenen Augen durch Großstädte bewegt, kann leicht ein neues Phänomen feststellen: Videokameras sind in Flughäfen, Bahnhöfen, U-Bahnen oder Bussen, an Gebäudewänden von Großunternehmen, Eigenheimen und über Straßenkreuzungen, in Banken, Fußballstadien, Tankstellen oder Gastronomiebetrieben allgegenwärtig geworden. Zu den Kameras kommen Hinweisschilder, die eigens auf die Videoüberwachung aufmerksam machen. Und seit den 1990er-Jahren zeigen auch die Massenmedien gehäuft Bilder, die Überwachungskameras mitgeschnitten haben. Berühmt wurden die Aufnahmen, die Prinzessin Diana 1997 in der Drehtür des Hotel Ritz zeigen. Jeder kennt die Bilder von 09-11-01-Terrorist Mohammed Atta auf dem New Yorker Flughafen (2001), die Fotos der Kofferbomber von Köln (2006), der U-Bahn-Schläger in München (2008) oder der Terroristen im indischen Bombay (2008). Das Hamburger Abendblatt druckte kürzlich (17. Juli 2009) sogar eine Serie von Videokamerabildern, die zeigen, wie ein Taschendieb einen eingeschlafenen Fahrgast in einer Hamburger S-Bahn bestahl. Die Bilder der Überwachungskameras – in englischsprachigen Ländern CCTV (Closed Circuit Television) genannt – sind also nicht nur sehr vielfältig, sie haben offenbar auch ihren ganz eigenen Reiz. Während die Videoüberwachung und die Videobilder alltäglich geworden sind, steht die Überwachungsforschung noch in den Anfängen. Sie hat zudem mit einem besonderen Problem zu kämpfen, das alle ›Sicherheitsforschung‹ betrifft: Da die Kameras Geheimes (Diebstahl, Gewalt, Drogenhandel und anderes) verhindern oder entdecken und Sicherheit produzieren sollen, bleiben ihre tatsächlichen Funktionen und technischen Möglichkeiten weitgehend Geheimwissen. … (weiter).