10. Januar 2018

Als der Hörfunk ins Hinterland kam – und das Hinterland ins Radio


"Bereits im Juni 1924, zwei Monate nach Start des SWR, versuchte der „Gewerbeverein“ in Biedenkopf „an gewitterfreien Tagen“ gemeinsames Radiohören zu ermöglichen. Ähnlich wie im Kino sollten die Mitglieder für 10 Pfennig Eintritt (Nichtmitglieder: 50 Pfennig) täglich ab 20 Uhr im „Gewerbeschulgebäude“ gemeinsam Rundfunk hören können. Doch das Experiment scheiterte rasch. Schon zwei Tage nach der Ankündigung wurde das Projekt „mangels Besuch, wegen zu hoher Unkosten und ungünstiger Wetterverhältnisse“ wieder eingestellt. Eine Infrastruktur für stabilen Radioempfang war im Hinterland noch nicht vorhanden. Radio war kein Kino, die Lust am reinen, flüchtigen Hören erst schwach ausgebildet, vielleicht sogar fremd. Und nur sehr wenige Biedenkopfer sahen – wie ein unbekannter Leserbriefschreiber - in dem neuen Medium ein neues „Bildungsmittel“, das die Ferne zu den „Mittelpunkten des geistigen und künstlerischen Lebens“ der Weimarer Republik mildern könnte. ..." (Jahrbuch für den Landkreis Marburg Biedenkopf 2018)