6. April 2005

Klassik, Claims und Crosspromotion

"Es gibt ein neues, attraktives klassisches Musik- und Kulturangebot im Norden", versprach der Hörfunkdirektor des NDR, Gernot Romann, zum Sendestart von NDR Kultur am 1. Januar 2003: "Ein Programm, das ,Lust auf Klassik' macht und Kultur zum Erlebnis werden lässt."
Alarmierende und bis dato nie da gewesene Einbußen von Reichweite" (Romann) waren der äußere Grund für die Neugründung dieses Programms. Denn nach seinen Angaben hörten vorher gerade mal 4000 Hörer noch das Kulturprogramm Radio 3 in Hamburg. Inzwischen sind die Quoten laut jüngster Mediaanalyse wieder besser. 28.000 tägliche Hörer hat NDR Kultur heute in Hamburg, insgesamt summiert sich das Tagespublikum jetzt auf 242.000. Doch das Programm ist höchst umstritten - und nun protestieren erstmals auch noch traditionelle Klassikradiohörer und Klassikliebhaber öffentlich.
Im Juni lud die kleine, aber altehrwürdige Hamburger Telemann-Gesellschaft zu einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung, in der "Kritik der NDR Kultur" geübt wurde. Es folgten erregte Debatten im Hamburger Feuilleton der "Welt". Der von der Telemann-Gesellschaft gegründete "Initiativkreis das GANZE Werk" forderte in einer Resolution, täglich "zwischen 6 und 19 Uhr mindestens vier Stunden lang Musiksendungen, die Kompositionen von der Renaissance bis zur Gegenwart so weit wie möglich vollständig erklingen lassen". Bereits im Februar hatte der renommierte Kunsthistoriker Werner Hofmann in der "Zeit" geklagt, NDR Kultur höre sich an wie "En-de-er Kultur".
Einst galt vielen NDR 3, der Vorgänger von NDR Kultur, als vorbildlich innerhalb der ARD ... (epd medien) (weiter).