7. Oktober 2006

Nach der Revolution. Die Medienlandschaft in der Ukraine

In der Kiewer Universitätsgaststätte „Akademix “ flimmert aus überdimensionierten Flachbildschirmen Werbung, in der Hotelbar direkt am Maidan, dem Platz der Unabhängigkeit von 1991 und Schauplatz der Orangenen Revolution 2004, dominieren Musikvideos. Die Rezeptionistinnen im Hotel haben drei Meter vor ihre Arbeitsplätze einen traditionellen Fernsehapparat gestellt und schauen in arbeitsfreien Phasen fern. In der Metro läuft TV, und selbst im der neuen Wartehalle des Kiewer Flughafens sind die hochmodernen Flachbildschirme unübersehbar. Das Fernsehen ist in der Ukraine unübersehbar, ja allgegenwärtig.
„Sie haben ein Phänomen“, sagt Wilfried Jilge vom Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) der Universität Leipzig: „Wenn Sie in einen ukrainischen Haushalt kommen: Der Fernseher läuft immer.“ Das Fernsehen ist in der Ukraine das bei weitem populärste Massenmedium. Da es in dem flächenmäßig größten Land Europas keine Rundfunkgebühren gibt, wird das „kostenlose “ Medium ausgiebigst genutzt. Angesichts der sehr fragmentierten Presselandschaft dürfte es in einigen Landstrichen auch das einzig zugängliche Massenmedium sein. Doch die Kiewer Vielfalt gibt es nicht überall... (weiter).