19. Januar 2020

Wasser ist zum Baden da. Eine kleine Geschichte der Schwimmbäder im Kreis Biedenkopf

Erinnerung I
Am Anfang war die Blechwanne im Garten meiner Großeltern in Niederdieten. Mitte der 1950er Jahre pumpten sie im Sommer gelegentlich Brunnenwasser in die Wanne. Es war eiskalt. Wir planschten im Wasser, brachten es zum Überschwappen. Rasch wurde es weniger. An der Oberfläche sammelten sich Fliegen und Grassamen. Im Stall standen noch zwei Kühe. Später gingen wir manchmal zum schon lange zugeschütteten „Mehlgrowe“. Das aufgestaute Wasser war vielleicht vierzig Zentimeter tief, es stand fast. Krebsereich, stichlingsreich – und offenbar sehr sauber.

Flüsse, Wehre, Bäche
Flüsse waren auch im Hinterland lange die einzigen öffentlichen Bademöglichkeiten. „Zum Baden“, schrieb 1835 Bezirksarzt Deibel an seine Vorgesetzten, „ist außer der Nähe des Lahnflußes wenig Gelegenheit, und wird, wo es möglich ist, nur von der Jugend und
namentlich von den Knaben benutzt“.
1901 wurde ein „Badeverein“ gegründet. Vorsitzender war Professor Julius Esau, der Direktor des Biedenkopfer Gymnasiums, Gründungsmitglieder waren städtische Honoratioren: Heinzerling, Hosch, Pfeil, Plack, Plitt, Stephani. Die erste „Schwimm- und Badeanstalt“ wurde bei der Obermühle errichtet. Sie war auch während des 1. Weltkrieges geöffnet: für Damen werktags von 9 bis 10 und von 3 bis 5 Uhr, für Herren von 7.30 bis 9, 10 bis 12 und 5 bis 8 Uhr. Und auch die Schüler hatten ihre Zeiten. Lange stand in Biedenkopf das einzige Bad weit und breit ...“ (In: Hinterländer Geschichtsblätter Nr 4./ 2020, S. 25-29)