24. April, Fr.: Die Geschäfte sind wieder geöffnet – aber der Konsum hat sich verändert. Auch im Hinterland. Heute berichtet der „Hinterländer“ aus Gladenbach. Das Modehaus Krug hat seine Ladenfläche durch „mit Folien überzogene Bauzäune“ verkleinert, Bellersheim hat Einbahnstraßen eingerichtet, beim Eiscafé San Remo kann man das Eis am Eingang abholen. Einkaufswagen, Transponderchips oder Kleiderhacken werden zur Zählung und Begrenzung der Kundenzahlen eingesetzt, Mitarbeiter oder Sicherheitsdienste kontrollieren. Es gibt Hygienestationen. Überall „Kreativität“, aber auch erschwerte Bedingungen, Pedanterie. Eis darf nicht in „essbaren“ Behältern verkauft und muss 50 Meter vom Geschäft entfernt verzehrt werden. Und die Ordnungsämter? Sie versuchen „Testkäufe ... (Hinterländer Geschichtsblätter 3/ 2025, S. 177-181)
Hans-Jürgen Krug
Hörfunk und andere Medien
11. November 2024
27. September 2024
Ein Renommee reicht nicht fürs Überleben: Der Hörspielpreis der Kriegsblinden
Zufällig sind diese Diskussionen und Veränderungen nicht. … (Politik und Kultur. Zeitung des Deutschen Kulturrats 10/ 2024, S. 6)
13. August 2024
'Bis auf Weiteres'. Die erste Corona-Welle 2020 im Hinterland - ein Rückblick in zwei Teilen
Wuhan! Ein Ort in China ist plötzlich weltbekannt geworden. Hier soll das Zentrum einer neuen, rätselhaften Krankheit sein: Covid-19, kurz: Corona. Abends fragt Maybrit Illner (ZDF) in ihrer Talkshow: „Coronavirus ohne Grenzen – wie gut ist Deutschland vorbereitet?“ Mit dabei sind Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Virologe Christian Drosten. Drosten warnt: „Die Pandemie ist nicht aufzuhalten“.
2. März 2020, Mo.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) setzt die Corona-Gefahr von „gering“ auf „mäßig“. In den Medien und vor allem in den Talkshows wird eine neue Berufsgruppe immer bedeutender: die Virologen. Drosten, Melanie Brinkmann und heute – bereits um 20.15 Uhr bei „Hart aber fair“ (Das Erste) - Alexander Kekulé.
9. März 2020, Mo.
Neue Ambivalenzen dringen auch andernorts in den Alltag. Die Gemeinde Steffenberg sagt überraschenderweise den Mittagstisch „Gemeinsam statt einsam“ ab. Wegen Corona, sicherheitshalber. … Am Abend veröffentlicht das Gesundheitsamt Marburg-Biedenkopf eine Pressemitteilung. Es gibt nun auch im Kreis einen ersten Corona-Infizierten. Es ist eine fünfzigjährige Frau, die zuvor in Südtirol gewesen ist. Das Ergebnis für den Ehemann liegt noch nicht vor.
10. März 2020, Di.
Das hessische Privatradio FFH berichtet inzwischen von zwei Fällen in Marburg-Biedenkopf – Waren das die Niederdietener? Am Abend teilt der Landkreis mit, dass auch der Ehemann positiv getestet wurde. Es gibt hier inzwischen drei Fälle. … Die Massenmedien machen mobil: Das Erste (ARD) sendet einen ersten Corona-“Brennpunkt“ unter dem neuen Titel: „ARD Extra“. Sechs Millionen Zuschauer sehen nach der „Tagesschau“ den Schwerpunkt „Corona in Deutschland – was tun?“ Bald wird es diese Sondersendungen jeden Abend im Ersten und in den Dritten Programmen geben. Corona ist in den Familien angekommen. #aedial! Als Bedrohung! …. (Hinterländer Geschichtsblätter 2/ 2024, Seite 169-176)
29. Oktober 2023
100 Jahre Radio im Hinterland (Altkreis Biedenkopf)
13. Oktober 2023
Sendemasten zu Speerspitzen - Das Radio als Medium der Propaganda. Diskussion
11. Oktober 2023
30. Juni 2023
„Sender Biedenkopf“ geht in Betrieb
UKW kann zwar nur durch neue, UKW-taugliche-Empfäner empfangen werden, hat aber mehrere Vorteile: Es ermöglicht zusätzliche, zunächst zweite Radioprogramme und ist vor allem in rauschfreier Qualität zu hören. Aber dafür müssten zunächst neue UKW-Sender gebaut werden. Auch der Äther braucht Infrastrukturen. Anfang der 1950er-Jahre beginnt der Hessische Rundfunk deshalb, das große „Viereck“ für die Bevölkerung Nordhessens aufzubauen: Die Sender Feldberg, Hoher Meißner, Wasserkuppe, Sackpfeife – benannt nach vier Bergstationen.
Eigentlich soll der neue Sender auf der Sackpfeife „offiziell“ „UKW--Sender Biedenkopf“ heißen ….“ (Hinterländer Anzeiger vom 23. Juni 2023).
30. April 2023
Für den Tag der Arbeit herausgeputzt. Feiertag erstmals vor 90 Jahre inszeniert
Anfang 1933 war der Rundfunk in Deutschland noch keine zehn Jahre alt. Er hatte sich lange als ein eher unpolitisches Medium verstanden, doch seit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 änderte sich das rasch. Das Radio wurde politisch. Und es wurde ambitionierter und öffentlicher. Es sendete in die öffentlichen Räume.
Der 1. Mai wurde 1933 erstmals deutschlandweit als „Tag der nationalen Arbeit“ inszeniert. Das Zentrum war Berlin. In der Hauptstadt fanden die beiden wichtigsten Maikundgebungen statt. Morgens sprach Joseph Goebbels im Berliner Lustgarten vor 120 000 Jugendlichen, abends trat Adolf Hitler vor rund 1,5 Millionen Zuhörern auf dem Tempelhofer Feld auf. Hunderte von modernsten Lautsprechern übertrugen die Rede in Berlin – und der Rundfunk übertrug die Veranstaltung live ins ganze Reich. Aber dies war nicht alles.
Radiotag 1. Mai 1933
Der 1. Mai 1933, ein Montag, war auch ein – bisher so nie dagewesener – Radiotag, ein „medialer Paukenschlag“ (Gerhard Paul), ein akustisches Gesamtkunstwerk. ... (Westfalenpost/ Wittgensteiner Zeitung vom 1. Mai 2023)
12. November 2022
Bis ins kleinste Dorf. Radioräume und Strukturen
hoch – und die Bodenwellen verbreiteten sich gerade mal über fünf bis zehn Kilometer. Der Hörfunk war ein reines Großstadtmedium: 94 Prozent der ersten Gebührenzahler kamen aus Berlin. Noch 1924 begannen die Planungen für einen repräsentativen Sendeturm, der die ganze Hauptstadt mit Mittelwellenradio versorgen und gleichzeitig zu einem Wahrzeichen für die Stadt und die neue Funkindustrie werden sollte. Am 3. September 1926 wurde der Berliner Funkturm vor 1.000 Gästen eingeweiht. Er hatte 203.000 Reichsmark gekostet, doch seine Sendeleistung blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Fünf Jahre später konnte auch das von Hans Poelzig entworfene „Haus der Rundfunks“ in der Masurenallee bezogen werden. In der Mitte des fünf Millionen Reichsmark teuren Funkpalastes aus roten Ziegelsteinen dominierte der Große Sendesaal mit mehr als 1.000 Plätzen, drum herum lagen die Büros und Studios. Berlin hatte seinen eigenen, hauptstädtischen Hörfunkkomplex.
29. Oktober 2022
Wurzelböden. Vor 50 Jahren: Abiturjahrgang 1972 in Biedenkopf
Irgendwann wurden an der Lahntalschule (LTS) in Biedenkopf die traditionellen Schulbücher durch selbst gekaufte Bücher ergänzt. Sie mussten nach der Lektüre nicht zurückgegeben werden, sondern blieben im Besitz der Gymnasiasten. Nach und nach gesellten sich nun neue Bücher zu den wenigen Kinder- und Jugendbüchern, die ich damals besaß. Am 19. März 1967 wurde ich konfirmiert. „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“, steht im meiner Konfirmationsurkunde. „Niemand kommt zum Vater denn durch mich (Joh. 14,6).“ Ich war nun religiös mündig, kirchlich erwachsen, abendmahlberechtig - und besaß eine eigene, nagelneue und teure Bibel. Mein Name war in Gold eingeprägt. Am 8. Juli fuhr meine Klassenstufe nach Glücksburg ins Ferienlager des Kreises Biedenkopf.
Das erste von mir (bzw. meinen Eltern) für den Unterricht erworbene Buch war das Hörspiel „Das Schiff Esperanza“ von Fred von Hoerschelmann. Gelesen „Juli 1967“ habe ich damals in das dünne, 55-seitige Büchlein geschrieben. Gelesen, das hieß: ..." (Wurzelböden. Vor 50 Jahren: Abiturjahrgang 1972 in Biedenkopf. In: Hinterländer Geschichtsblätter 3/ 2022, S. 113-118/ Beilage zum Hinterländer Anzeiger)